Immer wieder kommen Nachrichten im Fernsehen und den Zeitungen, von einer Trockenkatastrophe im Nordosten. Es regnete so wenig, dass die Feldsaat nicht aufging, oder später vertrocknete. Bei der Tierhaltung dagegen, vor allem mit Ziegen und Schafen gibt es wenig Probleme. Die Tiere finden meist auch in großen Trockenjahren immer noch genügend Futter.
Diese Tatsache lässt aufhören und die genauen Ursachen untersuchen. Sie werden beim Niederschlag gefunden. Nicht, dass es zu wenig regnen würde. Im langjährigen Durchschnitt regnete es in Juazeiro, einem der trockensten Flecken der semi-ariden Zone, 505 mm¹ pro Jahr.
Das Problem liegt wo anders: in der Unregelmäßigkeit. Der Regen fällt unregelmäßig in Raum und in der Zeit. Das heißt, dass man nie weiß, wann die Regenzeit einsetzen wird, und - wenn es geregnet hat -, wann der nächste Niederschlag fallen wird. Auch die räumliche Verteilung ist höchst unregelmäßig. Ein starker Regenguss kann die Erde hier aufweichen und die Caatinga erblühen lassen, während einige Kilometer weiter die Kakteen noch verschrumpft sind und die Bäume blattlos dastehen. Die Säulendiagramme zeigen dies deutlich (Bild 3). Nehmen wir als Beispiel das Jahr 1986/87², mit 467 mm Niederschlag; es war ein katastrophales Jahr für den Feldbau, weil sich praktisch der gesamte Niederschlag auf einen Monat, den März, konzentrierte.
In anderen Jahren verzeichneten wir ähnliche Regenmengen, wie z.B. im Jahr 1993/94, mit 487,4 mm; dieses Jahr ergab eine gute Ernte, weil der Regen besser verteilt war.
Es gibt kaum zwei Jahre, in denen die monatliche Regenverteilung ähnlich ist.

 

 

Dieses Diagramm (Bild 4) zeigt, dass die Unregelmäßigkeit der Niederschläge nicht nur innerhalb eines Jahres, von Monat zu Monat, sondern auch im Vergleich der Jahre vorhanden ist. Auf einem ähnlichen Diagramm mit Daten aus Mitteleuropa, würden die Spitzen der Säulen beinahe eine gerade Linie bilden, weil die Niederschlagsmenge von Jahr zu Jahr sehr ähnlich ist. Hier in der semi-ariden Caatinga finden wir Extreme von über 1.000 mm und auf der anderen Seite, von nur 185 mm pro Jahr.


Bei genauer Betrachtung merken wir, dass die Werte der Tabelle aber bereits die Lösung aufzeigen: die Summe mehrerer Jahr macht klar, dass es an sich keinen Wassermangel gibt. Wenn die notwendigen Kenntnisse über das Ökosystem und Technologien vorhanden sind und die materiellen Mittel, dann kann das gespeichert werden, was in weniger günstigen Jahren benötigt wird. Mit Wasserreservoir, Heu und Silo, stellen Jahre geringeren Niederschlags kein Problem mehr dar. Wer das bezeugen kann, sind die vielen Dorfgemeinschaften, die bereits im Einklang mit den klimatischen Bedingungen leben und produzieren.

 

 

¹ Der Niederschlag wird auf einer beliebig großen Fläche in mm Höhe gemessen. Das bedeutet, 1mm Regen pro Quadratmeter ergibt genau einen Liter Wasser. Nach der Regenzeit in Juazeiro wäre ein quadratische Behälter von einem Meter Seitenlänge, 50,5 cm hoch mit Wasser gefüllt, gleich 505 Liter
² Anders als sonst üblich, beginnen diese Diagramme im November, um das Landwirtschaftsjahr darzustellen. Wenn wir dem Kalenderjahr folgen würden, kämen wir zu völlig falschen Schlussfolgerungen über die Entwicklungsfähigkeit von Landwirtschaft und Tierhaltung. Das Jahr - und zwar das Regenjahr und damit das Landwirtschaftsjahr - beginnt in Juazeiro im November und endet im Oktober.

 

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