Hohe Verdunstungsrate

Bisher wurde vom Regen, von seiner Unregelmäßigkeit gesprochen. Dies sind aber nicht die einzigen Faktoren die ausschlaggebend für das brasilianische semi-aride Gebiet sind. In vielen Regionen Europas regnet es ebensoviel, oder sogar noch weniger (Berlin 520 mm, Paris 660 mm im Jahresdurchschnitt) und niemand spricht von Trockenkatastrophen. Der Unterschied liegt in der Verdunstung, die hier sehr hoch ist. Sie bestimmt, wie viel von dem Regen, der vom Himmel fällt, tatsächlich später den Menschen, Tieren und Pflanzen zur Verfügung stehen wird.
Die semi-ariden Zone liegt nahe am Äquator, es herrschen hohe Temperaturen das ganze Jahr hindurch, starke Winde und die Luftfeuchtigkeit ist gering. Dies alles trägt zu einer potentiellen durchschnittlichen Verdunstungsrate³ von rund 3.000 mm pro Jahr bei. Man muss sich vorstellen: pro Jahr verdunstet eine Wassersäule von rund drei Metern! Wenn Staudämme und Wasserlöcher, die das Wasser von der umgebenden Erdoberfläche sammeln, nicht genügend tief sind, können diese schon wenige Monate nach Ende der Regenzeit, ausgetrocknet sein.


Das Regenwasser, das in den Boden einsickert und von den Bodenkrumen aufgesogen wird, ist vor der Verdunstung weitgehend geschützt. Noch viele Wochen oder sogar einige Monate nach einem Regenfall, können Pflanzen durch ihre Wurzeln dort immer noch Wasser entnehmen.


Das oben stehende Diagramm (Bild 5) stellt Verdunstung und Niederschlag gegenüber. Die Fläche zwischen den beiden Linien stellt das Feuchtigkeitsdefizit in der Region von Juazeiro dar.
Es regnet rund 500 mm, potentiell könnten aber 3.000 mm verdunsten. In einzelnen, stärkeren Regenjahren kann die Feuchtigkeitsbilanz im Monat März ausgeglichen sein. Es sind dies aber immer nur wenige Wochen oder Tage.

 

³ Potentielle Verdunstung (potentiell soll heißen, wenn genügend Wasser vorhanden wäre): beinhaltet eine wichtige meteorologische Information; es wird gemessen, wie viel Wasser von einer offenen Wasseroberfläche pro Jahr verdunstet. Das verdunstete Wasser wird regelmäßig ergänzt, um weitere Messungen zu ermöglichen.

 

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