Zur Umbúzeit, von November bis etwa März ist dieser Baum das Zentrum der Aufmerksamkeit. In Gruppen und einzeln wandern Kinder und Erwachsene sowohl aus dem Landesinneren, als auch aus den Städten, von Umbúbaum zu Umbúbaum, um in Körben, Eimern und Säcken die köstlichen Früchte zu sammeln. Und zeitig morgens finden sich unter den Baumkronen Ziegen und Schafe ein, die die nachts herabgefallenen Früchte als willkommenes Frühstück zu sich nehmen.
Dieser einheimische Obstbaum produziert zuverlässig jedes Jahr und benötigt
mit Sicherheit kein Bewässerungswasser. Nach dem Ende der Regenzeit verliert
er bald seine Blätter und streckt, wie abgestorben, seine kahlen Äste gegen
den immerblauen Himmel der Caatinga. Wenn Hitze und Trockenheit kaum mehr zu
ertragen sind, etwa im September, treiben unscheinbare winzige Knospen aus.
Bald sind die kahlen Zweige mit weißen Blüten geschmückt. Den Blüten folgen
kleine Fruchtansätze und erst einige Wochen später lassen sich die ersten Blätter
sehen. Es hat jetzt aber noch lange nicht geregnet. Die kleinen Früchten wachsen
langsam weiter und nach dem ersten Regen im November, innerhalb weniger Tage,
hat der Baum sein volles Grün wiedergewonnen und bald auch fallen die ersten
reifen Früchte vom Baum. - Es sind im Durchschnitt 300 kg pro Jahr!
Wie bringt dieser Baum es zu Stande, sich mitten in der Trockenzeit vorzubereiten, zu blühen, Blätter und Früchte anzusetzen, um dann beim ersten Schauer die Feuchtigkeit der oft nur kurzen Regenzeit voll ausnutzen zu können. Dabei ist der Standort meist erstaunlich. In steiniger Umgebung, auf seichten Böden, ohne Grundwasser. Eine genaue Untersuchung des Bodens unter der Baumkrone zeigt überall dünne Risse. Das Abklopfen des Bodens ruft einen hohlen Klang hervor und wenn an einer solchen Stelle gegraben wird, kommen Wurzelknollen der verschiedenster Größe zum Vorschein (Bild 9). Manche sind einen Meter lang mit 20, 30 cm Durchmesser, andere sind rundlich, aber alle sind voll Wasser. Kühlem Wasser, mit ganz leichtem Fruchtgeschmack, das im schwammartigen Knollengewebe gespeichert ist. Ziegenhirten auf ihren langen Wanderungen benutzen oft heute noch die Umbúknollen, um ihren Durst zu stillen. Am Ende der Regenzeit, wenn der Fruchtzyklus schon vollkommen abgeschlossen ist, verwendet der Baum seine ganze Kraft, um das noch im Boden vorhandene Wasser zu speichern und wirft schließlich seine Blätter ab, um auch die Blatttranspiration ganz auszuschalten. Und in den Knollen ist das gespeicherte Wasser sehr effizient vor der hohen Verdunstungsrate geschützt.
Der Kapuzinerkopf - spezialisiert auf Sammeln von Regenwasser
Anders als in gemäßigten Klimazonen, ist der Boden im semi ariden Bereich einen Großteil des Jahres trocken. Trocken und hart. Wenn in der Regenzeit nur eine Schaufel zum Graben benötigt wird, bedarf es in den trockenen Monaten der Spitzhacke. In diesen Monaten kann sich jeder getrost auf den Boden setzen, die Kleidung wird nicht schmutzig, den Staub kann mit der Hand leicht abgeklopft werden.
Viele der Regenfälle,
vor allem zu Beginn der Regenzeit, fallen als kurze, heftige Schauer. Der Boden
wird nur an seiner Oberfläche durchfeuchtet, manchmal nur einige Millimeter,
oft ein paar Zentimeter. In der Tiefe bleibt der Boden staubtrocken.
Die regensammelnden Pflanzen nutzen diese ökologische Nische. Neben einigen
zentralen Wurzeln in die Tiefe, die der Verankerung der Pflanze dienen, verläuft
der Großteil der Wurzeln knapp unter der Erdoberfläche, dort wo sich die Feuchtigkeit
befindet. Und die Wassersammelaktion muss schnell vor sich gehen, den nach dem
Wolkenbruch scheint bald wieder die Sonne und die Feuchtigkeit verdunstet rasch.
Als sehr anschauliches Beispiel kann der hier als Kapuzinerkopf bezeichnete Kaktus dienen (Siehe Titelbild). Er verdankt seinen Namen dem kopfähnlichen Format, mit einem Blütenstand, der an die Tonsur von Ordensmitgliedern erinnert. Er ist rundum bestachelt und wird bis zu 30 cm hoch. Seine Wassersammelwurzeln verlaufen meist nicht einmal unter der Erdoberfläche, sonder darüber. Sie sind oft nur von Laub bedeckt, verlaufen an der Unterfläche von Steinen oder morschen Holzresten.
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