Das Grundwasservorkommen

Es ist nicht allein Niederschlag und Verdunstung, die die Bilanz Wasserverfügbarkeit oder -Mangel herstellen. Das was sich unter der Bodenschicht findet, besitzt einen wesentlichen Einfluss. Hier muss die Geologie zu Rate gezogen werden, um Auskunft zu geben, ob mit der Wasserspeicherfähigkeit des Untergrundes gerechnet werden kann.

Die nebenstehende Karte (Bild 6) veranschaulicht die Geologie der semi-ariden Region Brasiliens.


- die in rot gehaltenen Flächen stellen kristallinen Untergrund dar, wie Granit und Gneis. Dieser massive Fels hat keinerlei Poren, in die Wasser sickern und gespeichert werden könnte. Hier gibt es kein Grundwasser. Die Bodenschicht über diesem Fels ist meist sehr seicht, oft weniger als einen Meter.
Durch den Fels ziehen jedoch kilometerlange unterirdische Risse und Spalten in denen sich oft Wasser sammelt. Das Brunnenbohren ist hier nur mit bestem Gerät möglich, am geeignetsten sind diamantbesetzte Rotationsbohrköpfe. Das Wasser befindet sich in einer Tiefe bis ca. 60 m. Die Mühe lohnt sich aber oft nicht, denn die verfügbare Wassermenge ist immer gering und das Wasser in den meisten Fällen wegen des hohen Salzgehaltes nicht genießbar. Außerdem ist es sehr schwierig mit den herkömmlichen Methoden genau die Spalte anzubohren; die Mehrzahl der Bohrlöcher erweist sich als trocken.
Der Großteil des brasilianischen semi-ariden Gebietes - rund 80% - liegt über kristallinem Untergrund. Hier ist das Sammeln von Regenwasser sinnvoller, um es als primäre Wasserquelle zu nutzen.


- der grüne und hellbraune Teil stellt Sandsteinuntergrund dar. Es sind Gebiete alter Meeresbecken, die von Sedimenten vorzeitlicher Flüsse aufgefüllt wurden und aus denen sich mit der Zeit Sandstein bildete. Die Mächtigkeit dieser Schichten beträgt 1.000 m und mehr. Die schwammartige Struktur des Sandsteins ist ein ideales Wasserreservoir. Hier können reiche Grundwasserschichten gefunden werde und wegen der relativ weichen Sandsteinsstruktur können auch einfachere Bohrgeräte - auch Handbohrgeräte - verwendet werden. Das Wasser hat praktisch immer beste Qualität. Bereits in geringeren Tiefen - 10 Metern - stößt man auf Wasser.
Diese seichten Brunnen trocknen jedoch bei längerem Regenmangel aus. Sicheres Wasser gibt es ab ca. 100 m. Das Regenwassersammeln zur Trinkwasserversorgung der Familien ist auch hier wichtig, weil Bohrungen teuer sind und ständig Unterhaltskosten für das Pumpgerät aufgebracht werden müssen. Außerdem ist das für Reparaturen und laufenden Unterhalt notwendige Fachpersonal nur schwer verfügbar.

- die gelbe Farbe zeigt Kalkstein als Untergrund an. Dies sind ebenfalls mächtige Meeresablagerungen, in denen sich unterirdisches Wasser leicht ansammelt - nicht in Mengen, wie im Sandsteinuntergrund, aber deutlich mehr als über dem kristallinem Gestein. Das Wasser besitzt praktisch immer einen leichten bis mittleren Salzgehalt.
Oft erinnert es an gutes Mineralwasser. Der Kalkstein ist sehr hart. Zum Brunnenbohren bedarf es guten motorgetriebenen Gerätes. Die Bohrtiefe ist ähnlich wie im kristallinen Untergrund. Auch in Kalkgebiet ist die Wasserversorgung über Zisternen angebracht.
Und es soll nicht unerwähnt bleiben, dass Brunnenbohren keineswegs Wasser in Hausnähe garantiert. Besonders im kristallinem Untergrund liegen die günstigsten Bohrstellen oft weit von Häusern und Dörfern entfernt, sodass das ermüdende tägliche Wasserholen, meist über große Entfernungen, weiterhin zu Lasten der Familie, besonders der Frau geht.

 

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